Die folgenden drei Faktoren erschweren derzeit die Bedingungen im Sektor:
1. Hohe Preise:
Im letzten Jahr hatte die Baubranche vermehrt mit stark gestiegenen Materialkosten zu kämpfen, welche mit mehreren Faktoren zusammenhängen: Durch Lieferkettenprobleme wurden Baumaterialien und -ausrüstungen zur Mangelware. Außerdem bewirkten die erhöhten Energiepreise ebenfalls einen Preisanstieg von Baumaterialien wie z. B. Stahl und Glas, die in der Herstellung energieintensiv produziert werden. Ferner wachsen auch die Personalkosten. Die Baubranche sucht akribisch nach Fachkräften – fehlende Expert:innen z. B. für die Installation von Wärmepumpen sind ein weiterer Faktor, der den Bau erschwert und verzögert.
2. Hohe Nachfrage, keine Käufer:innen:
Die Nachfrage nach Immobilien ist in den vergangenen Jahren zunehmend gestiegen. Zum einen, weil ein Nachholbedarf am Bau von Wohneinheiten besteht und damit ein Mangel an Wohnungen vorliegt. Zum anderen, da die Zahl der Interessent:nnen – bspw. durch Zuwanderung – weiter steigt. Eine Studie des Pestel-Instituts und des Bauforschungsinstituts ARGE kommt hierbei zu dem Ergebnis, dass 2023 ein Rekord-Wohnungsmangel droht – es fehlen 700.000 Wohnungen in Deutschland.
Demzufolge bewirkt die erhöhte Nachfrage eine Preissteigerung von Immobilien. Viele Menschen haben jedoch Schwierigkeiten, eine Finanzierung zu bekommen, insbesondere wenn sie keine ausreichende Anzahlung aufbringen können oder eine schlechte Bonität besitzen. Auch die Inflation reduziert die monetären Mittel zum Immobilienkauf enorm. ebenso wie der erhöhte Leitzins bei Baufinanzierungen.
3.) Geschäft wird unattraktiv:
Wie in vielen Branchen kommt es auch bei Baustellen und Immobilienprojekten seit 2020 häufig zu Verzögerungen. Dies kann zu Verzögerungen bei der Fertigstellung von Immobilienprojekten und damit zu Beeinträchtigungen bei Vermietung und Verkauf führen. Dadurch entstehen höhere Kosten und geringere Gewinne für die beteiligten Unternehmen.
Laut Erzeugerpreisindex beträgt die Preisentwicklung von Beton im letzten Jahr + 15,5 %, Baustahl +23,5 % und Dämmstoffe sogar +31,7 %. Insbesondere bei langlaufenden Bauprojekten ohne Preisgleitklausel bleiben die Bauunternehmen auf den steigenden Kosten sitzen, da sie diese nicht unmittelbar an Ihre Kunden weitergeben können. Die Folge: Bauvorhaben werden storniert. Der Anteil von Stornierungen von Wohnungsbauprojekten Ende 2022 schwankt laut IFO Institut auf einem Rekordniveau zwischen 10 und über 16 %.