Die Entwicklung der Firmeninsolvenzen zeigt deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen. Besonders betroffen sind die Sektoren Information und Kommunikation, Grundstücks- und Wohnungswesen, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen, sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen, Erziehung und Unterricht sowie das Gesundheits- und Sozialwesen. Andere Bereiche, wie das Gastgewerbe, das Baugewerbe, der Verkehr und die Lagerei sowie das verarbeitende Gewerbe, verzeichnen derzeit geringere Steigerungen der Insolvenzen, wobei auch hier die Lage von Unsicherheiten geprägt ist.
1. Baugewerbe und Bauzulieferer: Das Baugewerbe kämpft mit stark gestiegenen Material- und Energiekosten, verbunden mit Lieferengpässen und einer zunehmenden Schwierigkeit, Bauprojekte rentabel abzuwickeln. Insbesondere kleine und mittelständische Bauunternehmen haben in den letzten Jahren eine höhere Insolvenzwelle erlebt. Die anhaltend schwierige Situation im Baugewerbe wird durch eine stagnierende Nachfrage und teure Bauvorhaben weiter verschärft. Besonders betroffen ist auch der Bereich der Grundstücks- und Wohnungswesen, da die Baukosten und die Finanzierung schwieriger werden.
2. Gastgewerbe und Tourismus: Nach den pandemiebedingten Lockdowns und den damit verbundenen Schließungen haben viele Betriebe im Gastgewerbe und der Tourismusbranche enorme finanzielle Schwierigkeiten. Obwohl sich die Branche teilweise erholt hat, führen weiterhin steigende Betriebskosten, höhere Energiepreise und die Unsicherheit bezüglich zukünftiger Reisebeschränkungen zu einem anhaltenden Insolvenzrisiko. Kleinere und mittelgroße Gastronomiebetriebe sowie Hotels in touristischen Regionen sind hiervon besonders betroffen.
3. Einzelhandel: Der Einzelhandel steht unter der Last von Inflation, veränderten Konsumgewohnheiten und dem zunehmenden Wettbewerbsdruck durch Online-Handel und E-Commerce-Plattformen. Besonders betroffen sind stationäre Einzelhändler, die sich nicht schnell genug an digitale Verkaufsstrategien anpassen konnten. Dies betrifft vor allem kleinere Einzelhandelsunternehmen, die mit steigenden Insolvenzzahlen zu kämpfen haben.
4. Verkehr und Logistik: Die Logistikbranche hat aufgrund steigender Kraftstoffpreise, Lieferengpässen und Transportkosten erhebliche Belastungen erfahren. Auch strukturelle Herausforderungen, wie die Anpassung an neue Umweltauflagen und die Digitalisierung von Lieferketten, setzen den Unternehmen in diesem Sektor zu. Diese Faktoren führen zu finanziellen Engpässen, die bei vielen Unternehmen zur Insolvenzantragspflicht führen. Besonders betroffen sind auch Unternehmen im Bereich Verkehr und Lagerei, die unter den gestiegenen Kosten für Transport und Logistik leiden.
5. Energieintensive Industrien: Sektoren wie die Stahl-, Chemie- und Zementindustrie sind aufgrund der enormen Energiepreise und Rohstoffengpässen besonders betroffen. Die steigenden Produktionskosten und die Herausforderung, wettbewerbsfähige Preismodelle aufrechtzuerhalten, treiben viele Unternehmen an die Grenze ihrer finanziellen Möglichkeiten. Diese Industrien sind anfällig für Firmeninsolvenzen, da hohe Betriebskosten und geringe Gewinnmargen oft das wirtschaftliche Überleben gefährden.
6. Automobilindustrie und Zulieferer: Die Automobilindustrie steht durch die Umstellung auf Elektromobilität und die damit verbundenen Investitionen unter zusätzlichem Druck. Steigende Rohstoffpreise, Lieferengpässe und Produktionsprobleme erschweren den Übergang zu neuen Technologien. Besonders kleine Zulieferer, die nicht die Kapazitäten haben, sich schnell anzupassen, sind häufig von Firmeninsolvenzen betroffen.
7. Mode- und Textilindustrie: Die Mode- und Textilindustrie leidet weiterhin unter den Nachwirkungen der Pandemie, insbesondere bei Unternehmen, die auf stationären Handel angewiesen sind. Zusätzlich wirken sich steigende Rohstoffkosten, veränderte Konsumtrends und Lagerbestände als Belastung aus. Insbesondere kleinere Textilunternehmen sind in dieser Branche von Insolvenzen betroffen.
8. Medien- und Verlagswesen: Das Medien- und Verlagswesen ist im digitalen Wandel stark gefordert. Sinken die Abonnentenzahlen und Werbeeinnahmen, geraten Unternehmen im traditionellen Verlagsgeschäft in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Das digitale Wachstum von Medienunternehmen kann den Rückgang des klassischen Geschäftsmodells nicht immer kompensieren, was zu Insolvenzen führt, besonders in der kleineren und mittleren Unternehmenslandschaft.
Durch die wachsende Belastung von Energiekosten, Rohstoffmangel und Lieferengpässen sowie die geopolitischen Unsicherheiten geraten zahlreiche Sektoren unter zunehmenden Druck. Diese Herausforderungen setzen Unternehmen in vielen Bereichen enorm zu und führen zu einem erhöhten Insolvenzrisiko.
Die Liquidität ist ein weiterer entscheidender Faktor. Der durchschnittliche Liquiditätsbestand in vielen dieser Sektoren liegt bei knapp 30 Tagen. Besonders im Dienstleistungssektor und kleineren Branchen ist die „Reichweite“ der Liquidität oft wesentlich kürzer, was Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten bringen kann, wenn sie unerwartete Ausfälle oder Marktveränderungen erleben.
Angesichts dieser breit gefächerten Risiken ist es für Unternehmen entscheidend, ihr Risikomanagement zu stärken und rechtzeitig auf mögliche Insolvenzen in ihrem Sektor zu reagieren. Zudem können präventive Maßnahmen wie die Nutzung von Firmenüberwachungsdiensten und die kontinuierliche Analyse der Markt- und Finanzdaten helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.