Branchencheck Pharma

Zwischen Innovation und wirtschaftlichem Anpassungsdruck

07/05/2025
  • Creditsafe liefert aktuelle Zahlen und Fakten zur Wirtschaftslage in der Pharmabranche
  • Insolvenzquote der Branche liegt bei 0,92 % – wirtschaftliche Stabilität, aber nicht ohne Herausforderungen
  • Steigende Anzahl an Regulationen und Lieferkettenrisiken belasten die Branche

Berlin, 8. Mai 2025 Die Pharmaindustrie zählt zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen Deutschlands und hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich von steigender Nachfrage profitiert. Sie versorgt die Bevölkerung mit lebenswichtigen Medikamenten und treibt Innovationen voran – doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden zunehmend anspruchsvoller. Während Investitionen in Forschung und Entwicklung essenziell sind, sorgen hohe Kosten, regulatorische Hürden und geopolitische Risiken für Unsicherheit in der Branche. Die weltweit meistgenutzte Wirtschaftsauskunftei Creditsafe Deutschland hat die wirtschaftliche Lage der Pharmaunternehmen analysiert und zeigt, welche Herausforderungen die Branche umtreibt und welche Faktoren für Stabilität sorgen.

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Finanzielle Stabilität mit Schwachstellen

Die Pharmaindustrie gehört zu den kapitalintensivsten Branchen überhaupt. Die Entwicklung eines neuen Medikaments kostet im Schnitt 161 Millionen bis 4,54 Milliarden US-Dollar und dauert mitunter mehr als 13 Jahre (Quelle: Deutsches Ärzteblatt). Hohe Investitionen sind notwendig, doch längst nicht jeder Wirkstoff schafft es auf den Markt. Gleichzeitig stehen Pharmaunternehmen unter Druck, sich an immer neue Richtlinien anzupassen, während der wachsende Generikamarkt die Margen schrumpfen lässt.

Doch wie sieht es mit der wirtschaftlichen Stabilität aus? Laut Creditsafe-Daten beträgt die Insolvenzquote in der Branche 0,92 %, was eine grundsätzlich stabile Lage beschreibt. Dafür spricht auch das ausgeglichene Verhältnis aus Geschäftsauflösungsrate mit 3,32 %, und Neugründungen mit 3,99 %. Die aktuelle Prognose liegt mit 1,7 % deutlich über der realisierten Insolvenzquote von 0,92 % in den vergangenen Jahren und gerade bei kleineren Unternehmen schlummert ein nicht realisiertes Risiko. Alarmierend ist insbesondere der Blick auf die Überschuldungsquote, die mit 22,6 % überdurchschnittlich hoch ausfällt und gerade kleinen Betrieben schnell zum Verhängnis werden kann.

Dennoch bleibt die Branche investitionsfreudig. Mit einer Eigenkapitalquote von 25,1 % und einer Anlagenintensität von 59,6 % zeigt sich, dass Pharmaunternehmen hohe Summen in Forschung, Entwicklung und Produktionskapazitäten investieren. Diese Kapitalbindung kann einerseits als Zeichen für eine zukunftsgerichtete Strategie gewertet werden – birgt aber auch Risiken, insbesondere wenn sich Marktbedingungen verschärfen.

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Der Branchenmonitor zeigt: Trotz niedriger Insolvenzquote ist die Überschuldung in der Pharmabranche ein erhebliches Risiko. © Creditsafe Deutschland

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Zahlungsverhalten als Indikator für finanzielle Stabilität

Auch bei hohen Investitionen bleibt die Zahlungsfähigkeit der ausschlaggebende Indikator für die wirtschaftliche Stabilität. Die durchschnittliche Zahlungsfrist in der Branche liegt bei 11,38 Tagen, was auf eine moderate Liquidität hindeutet. Dennoch ist Vorsicht geboten: Der Bonitätsscore liegt bei 61 (von 100), was ein mittleres Risiko signalisiert.

Auffällig ist, dass viele Unternehmen auf Fremdkapital angewiesen sind. Während dies in einer forschungsintensiven Branche nicht ungewöhnlich ist, kann es in Krisenzeiten zu Problemen führen. Besonders kleinere und mittelständische Pharmaunternehmen könnten Schwierigkeiten bekommen, wenn Banken restriktiver werden oder Finanzierungen teurer ausfallen. Dies spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Ausfallwahrscheinlichkeiten wider: Kleine Pharmafirmen haben mit 1,9 % die höchste Ausfallwahrscheinlichkeit, gefolgt von 0,4 % bei mittleren und nur 0,2 % bei großen Konzernen.

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Der durchschnittliche Zahlungsverzug von 11 Tagen deutet auf eine moderate Liquidität hin. © Creditsafe Deutschland

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Regulierungen und Fachkräftemangel als zentrale Herausforderungen

Neben finanziellen Risiken belasten vor allem strenge regulatorische Vorgaben und der Fachkräftemangel die Branche. Pharmaunternehmen müssen sich an immer komplexere Vorschriften halten – von Preisregulierungen über Datenschutzanforderungen bis hin zu langwierigen Zulassungsverfahren. Dies verteuert nicht nur die Entwicklung neuer Medikamente, sondern verlängert auch die Markteinführungszeiten erheblich.

Hinzu kommt der wachsende Mangel an Fachkräften, insbesondere in den Bereichen Forschung, klinischen Studien und Biotechnologie. Während sich die digitale Transformation weiter beschleunigt, benötigen Unternehmen verstärkt Spezialisten in Datenanalyse und Künstlicher Intelligenz (KI), um Innovationen voranzutreiben. Engpässe in diesen Schlüsselbereichen können sich langfristig negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit der Branche auswirken.

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Lieferkettenabhängigkeit als unterschätztes Risiko

Als eine der wichtigsten Exportbranchen Deutschlands liegt ein weiteres zentrales Risiko für die Pharmaindustrie in der globalen Vernetzung der Lieferketten. Ein erheblicher Teil der pharmazeutischen Grund- und Wirkstoffe stammt aus dem Ausland, vor allem aus Asien. Geopolitische Spannungen, Handelsrestriktionen oder Produktionsausfälle können daher schnell zu Engpässen führen.

Während die Unternehmen in der Vergangenheit stark auf Kosteneffizienz gesetzt haben, wird die Frage nach einer stabileren und diversifizierten Lieferkette immer wichtiger. Unternehmen müssen verstärkt alternative Bezugsquellen prüfen und strategische Partnerschaften ausbauen, um das Risiko von Lieferengpässen zu minimieren. Gleichzeitig wächst der Druck, ESG-Standards einzuhalten, was weitere Investitionen in nachhaltige Produktions- und Logistikprozesse erfordert.

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Fazit: Anpassungsfähigkeit entscheidet über die Zukunft

Die Pharmaindustrie zeigt sich trotz zahlreicher Herausforderungen wirtschaftlich stabil, muss sich jedoch an veränderte Marktbedingungen anpassen. Steigende rechtliche Anforderungen, hohe Investitionskosten und geopolitische Unsicherheiten setzen Unternehmen unter Druck. Unternehmen, die ihre Lieferketten diversifizieren, Fachkräfte gezielt fördern und in digitale Technologien investieren, werden sich in diesem anspruchsvollen Umfeld besser behaupten können.

Zudem wird ein strategisches Risikomanagement immer wichtiger, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Digitale Lösungen zur Bonitätsbewertung und Geschäftspartnerprüfung sind dabei hilfreich, um finanzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und stabile Beziehungen sicherzustellen. Dafür ist es von Vorteil, mit einem Anbieter von umfassenden Informationen zusammenzuarbeiten, um eine genaue Analyse des Ausfallrisikos, Zahlungsverhalten und der allgemeinen finanziellen Situation von möglichen Geschäftspartnern und auch Bestandskunden in Betracht ziehen zu können. Dies ermöglicht es Pharmaunternehmen, Beziehungen mit verlässlichen Partnern zu pflegen und somit das Risiko von Zahlungsverzügen und -ausfällen zu minimieren und eine stabile Lieferkette sicherzustellen.