Zahlungsmoral 2019: In Berlin zahlen Unternehmen am unpünktlichsten

Unternehmen in Deutschland bezahlten im vergangenen Jahr ihre Rechnungen durchschnittlich 5,1 Tage nach dem vereinbarten Zahlungsziel. In Berlin war die Zahlungsmoral im Deutschland-Vergleich dabei besonders gering. Creditsafe hat für die Erhebung mehr als 5,5 Millionen Rechnungen allein von Unternehmen aus Deutschland ausgewertet, die Unternehmen der Auskunftei zur Verfügung stellten. Gegenüber 2018 ist dabei eine leichte Verbesserung festzustellen: 2018 benötigten Unternehmen im Schnitt noch 5,14 Tage, um ihren Zahlungsaufforderungen nachzukommen.

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In Berlin ist besonders viel Geduld gefragt

Innerhalb von Deutschland gibt es bei der Zahlungsmoral laut der Erhebung von Creditsafe große Unterschiede. Am vorbildlichsten agierten Firmen aus Brandenburg mit einer Zahlungsverspätung von 2,4 Tagen. Im nahen Berlin ließen sich Unternehmen dagegen mehr als drei Wochen Zeit: Erst nach durchschnittlich 21,3 Tagen nach dem Zahlungsziel beglichen Unternehmen hier ihre Rechnungen - Negativrekord in Deutschland! Mit etwas Abstand folgt Hamburg mit einer Verspätung von rund zwei Wochen. Deutlich positivere Nachrichten kommen aus Bremen, wo die Verspätung nur etwa 3,4 Tage betrug. 

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Deutschland im Europavergleich Musterschüler

Auch wenn eine durchschnittliche Verspätung von fünf Tagen zunächst sehr viel erscheint: Im europäischen Vergleich sind deutsche Firmen Musterschüler. Nur finnische Unternehmen begleichen ihre Rechnungen pünktlicher, die durchschnittliche Verspätung beträgt dort rund 4 Tage. Die Zahlungsmoral unterscheidet sich dabei von Land zu Land deutlich: Die größten Verspätungen gab es in Italien: Erst nach rund 18,3 Tagen nach dem Zahlungsziel wurden Rechnungen hier beglichen. Auch in Belgien und Luxemburg dauerte der Zahlungseingang mit 12,3 bzw. 12,1 Tagen Verspätung vergleichsweise lang. 

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Pünktlichkeit im Druckgewerbe, große Verspätungen bei Finanzdienstleistern

Beim Blick in das Verhalten einzelner Branchen zeigt sich: Finanzdienstleister sind, wenn es um das Bezahlen ihrer Forderungen geht, die unpünktlichsten Unternehmen: Erst 16 Tage nach dem Zahlungsziel wurden Außenstände hier beglichen. Vorbildlich agierte laut der Erhebung von Creditsafe dagegen das Druckgewerbe mit einer durchschnittlichen Verspätung von 1,6 Tagen. Auch Unternehmen aus den Fachgebieten Abwasserentsorgung (1,8 Tage), Rechts- und Steuerberatungen (1,9 Tage) sowie Öl- und Gasförderung (1,9 Tage) bezahlten ihre Forderungen vergleichsweise pünktlich.

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Verspätete Zahlungseingänge gefährden die Liquidität

Grundsätzlich sind Rechnungen immer sofort fällig. Die Zeitspanne, bis der Kunde eine Rechnung bezahlen muss, kann von Unternehmen individuell festgelegt und muss innerhalb des Geschäftsvertrages oder den AGB mit dem Kunden abgestimmt werden. Ist kein individuelles Zahlungsziel angegeben, gilt in Deutschland gesetzlich eine Frist von 30 Tagen, bis der Kunde in Zahlungsverzug gerät. Unternehmen reagieren dann in der Regel mit Mahnungsschreiben, in denen sie erneut auf die ausstehenden Zahlungen hinweisen. Außenstände belasten die Liquidität eines Unternehmens und verursachen Kosten. Vor allem Unternehmen mit geringer Kapitaldecke oder Firmen mit hohen Auftragsmargen, wie etwa in der Industrie, sind häufig auf einen pünktlichen Zahlungseingang angewiesen, da sie die Kosten bei vielen Aufträgen vorschießen müssen. Eine allzu schlechte Zahlungsmoral der Geschäftspartner kann mit Verzugszinsen, Mahngebühren oder Inkasso geahndet werden. Skonto, Vorkasse oder Sofortzahlungen sind dagegen diplomatische Möglichkeiten, um die Zusammenarbeit mit dem Kunden zu verbessern.