Achtung: Untote!

So wappnen sich KMUs gegen die wachsende Bedrohung durch Zombie-Unternehmen

Sie wandeln mitten unter uns, obwohl die Lebenskraft sie längst verlassen hat, saugen Ressourcen wie Vampire Blut und lähmen die Wirtschaft: Zombie-Unternehmen.

Laut einer Untersuchung des Institute for Economic Research Halle (IWH) gab es im Juni so viele Insolvenzfälle wie seit sieben Jahren nicht mehr. Die Fallzahlen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 48 Prozent. Gleichzeitig verbreitet sich die Bedrohung durch Zombie-Unternehmen weltweit und so auch in Deutschland. Als „Zombies“ gelten dabei jene Firmen, die seit mindestens zehn Jahren bestehen und in drei Folgejahren ihre Zinslast für Fremdkapital nicht durch ihren Gewinn abdecken können.

Peer Hitschke, Risk Expert der Wirtschaftsauskunftei Creditsafe Deutschland, erklärt, wie Unternehmer das eigene Geschäft schützen können, wenn ihre Geschäftspartner und Kunden zombifiziert werden und was es mit den Prinzipien des Working Capital Management auf sich hat. 

Chapter 1

Mehr Zombies als gedacht? KMUs – Die verborgene Gefahr

Eine Analyse der FTI-Andersch hat rund 2.900 Konzerne in Europa betrachtet. Das Ergebnis: Etwa 6 Prozent der untersuchten deutschen Unternehmen sind „Zombies“. Damit liegt die Bundesrepublik im internationalen Vergleich in der unteren Mitte.

Aber Achtung: Anders als ihre börsennotierten Mitstreiter unterliegen KMUs mitunter weniger strengen Meldepflichten bei finanziellen Schwierigkeiten. Da sie mit 94 Prozent jedoch einen beachtlichen Anteil des Bruttoinlandsprodukts ausmachen, könnte die Situation in Deutschland gravierender sein, als es die offiziellen Zahlen vermuten lassen. 

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Rezession, Leitzinserhöhung und Co.: Die Bedrohung durch Untote wächst

Das aktuell erhöhte Zinsniveau belastet dabei nicht nur bestehende Zombie-Unternehmen, sondern begünstigt die Entstehung neuer Untoter – besonders jene, deren Geschäftsmodell aufgrund der vorangegangenen Niedrigzins-Politik zu stark auf Fremdfinanzierung angewiesen ist. 

Zusammen mit den aktuell schwachen Konjunkturaussichten und einer Leitzinserhöhung im Rekordtempo bieten diese Umstände den idealen Nährboden für derartige Finanzierungsrisiken. Die Aussichten für Unternehmen, die sich im Zuge der vergangenen Krisenbewältigung mit Fremdfinanzierung über Wasser gehalten haben, sind also düster. Banken verhalten sich bei derartigen Refinanzierungen im Moment äußerst zurückhaltend und sind sich ihrer bereits bestehenden Forderungsausfallsrisiken durchaus bewusst.

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Gewappnet: Working Capital Management als Zombie-Schutzschild

Das Working Capital ist eine wichtige Kenngröße zur Beurteilung von Liquidität und Effizienz eines Betriebs und bezeichnet das Kapital, welches das Unternehmen für die Abwicklung des operativen Geschäfts benötigt. Dabei stellt ein erfolgreiches Working Capital Management sicher, dass die Liquidität eines Unternehmens durch den effizienteren Umgang mit Vermögenswerten und Verbindlichkeiten gesteigert wird.

Working Capitel ermitteln

So können sich Betriebe vor Zahlungsausfällen und anderen unvorhergesehenen finanziellen Herausforderungen schützen. Die Prinzipien des Working Capital Management können Unternehmen davor bewahren, selbst zu Zombies zu mutieren:

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Das aller wichtigste, um dem Zombie-Dasein zu entgehen, ist es, seine Verbündeten im Blick zu behalten. Hierfür sollten Unternehmen die Bonität ihrer Kunden, Geschäftspartner sowie Zulieferer regelmäßig prüfen und überwachen.

Dabei sollten Kontrollen im regulären Ablauf verankert sein, um Zahlungsausfälle bestmöglich zu minimieren. Auch bei langjährigen Partnerschaften lohnt es sich, auf Tools etablierter Wirtschaftsauskunfteien wie Creditsafe zurückzugreifen, um aussagekräftige Firmenauskünfte einzuholen. 

Risiken identifizieren, Krisen früh erkennen

Externe Ereignisse, wie z. B. Fachkräftemangel, Wettereinflüsse oder Lieferengpässe treffen Unternehmen oftmals unvorbereitet. So kann auch ein lang bewährter Geschäftspartner ins finanzielle Wanken geraten.

Um unliebsame Überraschungen zu vermeiden, sollten Geschäftstreibende daher die wichtigsten Partner sowie gravierende Entwicklungen in ihrer Branche stets im Blick behalten. Monitoring-Tools oder kostenlose Branchen-Checks können dabei zusätzlich unterstützen.

Effizientes Forderungsmanagement

Das Forderungsmanagement spielt eine entscheidende Rolle beim Working Capital Management. Hier können bereits wenige Maßnahmen große Erfolge erzielen. Beispielsweise sollten Unternehmen auf individuelle Zahlungsmodalitäten (Rechnung, Sofortzahlung bzw. entsprechende Kreditlimits) setzen, welche Bonitätsscore und Kreditlimit ihres Geschäftspartners berücksichtigen.

Kürzere Durchlaufzeiten helfen zudem dabei, offene Rechnungen zeitnah zu begleichen. Prinzipiell gilt: Ein schnellerer Zahlungseingang steigert die Liquidität des Unternehmens und reduziert das Risiko von Zahlungsausfällen. Das dadurch freigesetzte Kapital kann schließlich für dringendere Verbindlichkeiten verwendet werden, wie z. B. für kurzfristige Anschaffungen oder neue Wachstumsprojekte. 

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Fazit: Gut geschützt ist halb gewonnen

Zombie-Unternehmen bedrohen weltweit die Wirtschaft, auch Deutschland ist nicht sicher vor den Untoten. Steigende Insolvenzzahlen, die Auswirkungen der Leitzinserhöhung und Rezessionsängste verschärfen die Lage – besonders der Mittelstand befindet sich in Gefahr.

Anstatt die drohende Zombifizierung tatenlos auf sich zukommen zu lassen, sollten Unternehmen nun proaktiv und vor allem präventiv handeln, um größeren Schaden durch insolvente Geschäftspartner abzuwehren. Ein effektives Working Capital Management ist eine Möglichkeit, um in einem dynamischen Wirtschaftsumfeld erfolgreich zu agieren und die nächste Zombie-Welle unbeschadet zu überstehen.

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