Firmeninsolvenzen in Deutschland 2025: Anstieg erwartet – Herausforderungen und Lösungen für Unternehmen

Der Insolvenz-Monitor stellt die aktuellen Daten zu den Auswirkungen wirtschaftlicher Krisen und Herausforderungen auf deutsche Unternehmen dar. Er bietet einen detaillierten Überblick über die Faktoren, die Insolvenzen vorantreiben, und zeigt auf, wie sich diese Entwicklungen auf die Geschäftslage vieler Firmen auswirken.

Die Firmeninsolvenzen in Deutschland haben im Jahr 2024 einen signifikanten Anstieg verzeichnet. Diese Entwicklung lässt auf ein anhaltendes Insolvenzrisiko für Unternehmen in den kommenden Jahren schließen. Prognosen für 2025 zeigen, dass die Zahl der Insolvenzen weiterhin steigen wird. Experten weisen auf verschiedene Ursachen hin, die diesen Trend antreiben, darunter die Nachwirkungen der COVID-19-Pandemie, steigende Energiepreise und die globalen Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg.

Der Insolvenz-Monitor für Deutschland soll Sie dabei unterstützen, den Überblick über das aktuelle Insolvenzgeschehen zu behalten.

Im Folgenden finden Sie die Darstellung und Analyse über die Entwicklung der Firmeninsolvenzen:

Chapter 1

Überblick über die Firmeninsolvenzen in Deutschland

 

Peer Hitschke, Risk Expert bei Creditsafe, fasst die aktuelle Insolvenz-Situation zusammen:

Während der COVID-19-Pandemie und den darauffolgenden Krisenjahren wurden Unternehmen in Deutschland durch umfangreiche staatliche Interventionen unterstützt, um die wirtschaftlichen und strukturellen Herausforderungen dieser Zeit zu bewältigen. Diese Maßnahmen stellten jedoch überwiegend temporäre Lösungsansätze dar, die in wissenschaftlichen Analysen aufgrund ihrer unerwünschten Nebenwirkungen kontrovers diskutiert werden. Zum einen baute sich noch bis ins Jahr 2023 ein immenser Insolvenzstau auf und verlängerte das Leben tausender nicht-zukunftsfähiger Unternehmungen, welche sich nun zusätzlich mit der Rückzahlung der Hilfen belastet sehen. Darüber hinaus blieben wirtschaftlich relevante Ressourcen länger gebunden und somit revitalisierenden Effekte, die durch Insolvenzen und Unternehmensschließungen entstehen, weitgehend unterbunden – zum Leidwesen einer möglichen Transformation der Wirtschaft. Seit 2023 lässt sich wieder ein Anstieg der Firmeninsolvenzen beobachten, der sich im Jahr 2024 weiter beschleunigte, den bestehenden Insolvenzstau bislang jedoch nicht vollständig aufgelöst hat. Für das Jahr 2025 wird aktuell ein weiterer Anstieg erwartet – unabhängig von den möglichen Auswirkungen zukünftiger transatlantischer Entwicklungen.


Peer Hitschke
Risk Expert

Chapter 1

Übersicht der Firmeninsolvenzen je Bundesland

Die Entwicklung der Insolvenzzahlen in den deutschen Bundesländern zeigt deutliche regionale Unterschiede. Die Daten beziehen sich auf die prozentuale Veränderung der Insolvenzen im Vergleich zum Referenzjahr 2018. Im Folgenden werden die Trends analysiert:

Bundesländer mit deutlichem Anstieg der Insolvenzen im Jahr 2024:

  • Baden-Württemberg (+35,88 %): Nach einem Rückgang bis 2021 verzeichnet das Bundesland ab 2022 steigende Insolvenzzahlen, die 2024 ihren Höhepunkt erreichen. Zusammengenommen lag man damit seit 2020 mit knapp 1.6% unter dem Referenzjahr 2018. Die Hauptfaktoren sind steigende Materialkosten und die wirtschaftliche Belastung des Mittelstands. 

  • Bayern (+34,33 %): Ähnlich wie Baden-Württemberg zeigt Bayern einen signifikanten Anstieg, insbesondere ab 2022. Zusammengenommen lag man seit 2020 mit annähernd 7% über dem Referenzjahr 2018. Die Hauptursachen liegen hier bei den Belastungen in der Automobilindustrie sowie in energieintensiven Branchen.

  • Berlin (+43,15 %): Berlin verzeichnet die höchste Zunahme an Insolvenzen im Jahr 2024. Auch in Gänze liegt Berlin auf dem ersten Platz. Im Vergleich zum Referenzjahr 2018, verzeichnet Berlin seit 2020 im Schnitt satte 20% mehr Insolvenzen. Es war mit Mecklenburg-Vorpommern das einzige Bundesland, welches trotz staatlicher Unterstützungen in 4 der 5 vorangegangenen Jahren über dem Referenzjahr blieb. Dies deutet auf strukturelle Probleme in der Hauptstadt hin, insbesondere in der Dienstleistungs- und Immobilienbranche. 

  • Rheinland-Pfalz (+37 %): Nach einem Rückgang in den Vorjahren ist Rheinland-Pfalz ab 2022 ebenfalls von einem deutlichen Anstieg der Insolvenzzahlen betroffen und auch in der Betrachtung seit 2020 liegt das Bundeland auf Platz 4. Insgesamt meldeten im Schnitt 6.1% mehr Unternehmen Insolvenz an als im Jahr 2018. Mögliche Gründe sind hier Herausforderungen in der Bau- und Logistikbranche.

Bundesländer mit moderaten Veränderungen:

  • Hamburg (+24,3 %) und Hessen (+21,6 %): Beide Bundesländer zeigen ab 2023 einen kontinuierlichen Anstieg, liegen aber mit im Schnitt 8.3% weniger angemeldeten Insolvenzen in Hamburg und 1.8% in Hessen noch teilweise deutlich unter den Zahlen aus 2018. Besonders betroffen sind dort exportabhängige und dienstleistungsorientierte Branchen.

  • Mecklenburg-Vorpommern (+22,52 %): Nach Schwankungen in den Vorjahren stiegen die Insolvenzen 2024 ebenfalls stark an. In Summe steht das Bundesland damit an zweiter Stelle, hinter Berlin. Im Schnitt meldeten mehr als 15% mehr Unternehmen eine Insolvenz als noch 2018. Dies kann auf Belastungen in der Tourismusbranche zurückzuführen sein.

  • Sachsen (+24,07 %): Nach stark sinkenden Zahlen in den Anfangsjahren der Pandemie, weist Sachsen ab 2022 steigende Zahlen auf, hauptsächlich getrieben durch die Herausforderungen im Mittelstand. Insgesamt liegt das Bundesland mit im Schnitt 7.5% weniger gemeldeten Insolvenzen als 2018 im Mittelfeld. 

  • Schleswig-Holstein (+29,84 %): Hier zeigt sich ein ähnlicher Trend wie in anderen nördlichen Bundesländern, insbesondere durch den letzten Anstieg in logistiknahen Bereichen. Dennoch, unter dem Strich verzeichnet man seit 2020 im Schnitt 9.7% weniger Insolvenzen als noch 2018. 

Bundesländer mit anhaltend rückläufigen Insolvenzen:

  • Nordrhein-Westfalen (-6,06 %): Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen zeigt das bevölkerungsreichste Bundesland eine Stabilisierung der Insolvenzen. Insgesamt sind seit Beginn der Pandemie im Schnitt rund 12.8% weniger Insolvenzen pro Jahr gemeldet worden als 2018. Ob das auf eine stabilere Wirtschaftslage zurückzuführen ist, mag bezweifelt werden. Es sind in Nordrhein-Westfalen bis dato mehr als 2.500 Insolvenzen ausgeblieben.

  • Sachsen-Anhalt (-17,42 %): Sachsen-Anhalt weist seit 2018 durchgehend sinkende Insolvenzzahlen auf, was auf eine robuste mittelständische Struktur und geringere Exponierung gegenüber globalen Lieferkettenproblemen schließen lässt. Seit 2020 gingen die Insolvenzzahlen im Schnitt um beinahe 30% zurück - bei weitem der höchste prozentuale Rückgang aller Bundesländer.

  • Saarland (-13,28 %): Das Saarland zeigt ebenfalls eine Abnahme an gemeldeten Insolvenzen - bis auf 2023 lag man in den vergangenen Jahren stets hinter den Zahlen von 2018. Eine gezielte Unterstützung in der Automobilzulieferindustrie mag diese Bild begründen. Bundesweit liegt man mit im Schnitt 5.5% weniger Insolvenzen im Bundesmittel.

Besondere Entwicklungen:

  • Bremen (-21,43 %): Das Bundeland Bremen verzeichnete die höchsten Rückgänge an Insolvenzen. 2021 und 2022 gingen die Insolvenzzahlen um 53% respektive 43% zurück. Ebenso im bundesweiten Schnitt liegt Bremen an vorletzter Stelle, mit beinahe 24% weniger gemeldeten Insolvenzen als 2018.

  • Thüringen (-7,62 %): Auch hier bleibt die Insolvenzentwicklung relativ konstant auf niedrigem Niveau. Seit 2020 wurden hier im Schnitt knapp 16% weniger Insolvenzen gemeldet. 

Fazit: Die Insolvenzentwicklung in Deutschland zeigt 2024 eine Polarisierung zwischen Bundesländern mit deutlichem Anstieg (z. B. Berlin, Baden-Württemberg, Bayern) und solchen mit anhaltendem Rückgang (z. B. Sachsen-Anhalt, Saarland). Wirtschaftliche Belastungen wie steigende Energiekosten, globale Lieferkettenprobleme und strukturelle Herausforderungen wirken sich in erster Linie aufgrund Branchenspezialisierungen in den jeweiligen Bundesländern unterschiedlich auf die Regionen aus.

Unternehmen können Insolvenzen durch gezielte Maßnahmen wie das Optimieren des Cashflows, Kostenmanagement, Diversifikation, effiziente Lagerhaltung, den Einsatz digitaler Tools, Verhandlungen mit Gläubigern und strategische Partnerschaften vermeiden. Diese Eigeninitiativen stärken die Liquidität, senken Kosten und erhöhen die Anpassungsfähigkeit an Marktveränderungen.

Chapter 1

Übersicht der Firmeninsolvenzen je Unternehmensgröße

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Unternehmensinsolvenzen nach Wirtschaftssektoren

Die Entwicklung der Firmeninsolvenzen zeigt deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen. Besonders betroffen sind die Sektoren Information und Kommunikation, Grundstücks- und Wohnungswesen, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen, sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen, Erziehung und Unterricht sowie das Gesundheits- und Sozialwesen. Andere Bereiche, wie das Gastgewerbe, das Baugewerbe, der Verkehr und die Lagerei sowie das verarbeitende Gewerbe, verzeichnen derzeit geringere Steigerungen der Insolvenzen, wobei auch hier die Lage von Unsicherheiten geprägt ist.

1. Baugewerbe und Bauzulieferer: Das Baugewerbe kämpft mit stark gestiegenen Material- und Energiekosten, verbunden mit Lieferengpässen und einer zunehmenden Schwierigkeit, Bauprojekte rentabel abzuwickeln. Insbesondere kleine und mittelständische Bauunternehmen haben in den letzten Jahren eine höhere Insolvenzwelle erlebt. Die anhaltend schwierige Situation im Baugewerbe wird durch eine stagnierende Nachfrage und teure Bauvorhaben weiter verschärft. Besonders betroffen ist auch der Bereich der Grundstücks- und Wohnungswesen, da die Baukosten und die Finanzierung schwieriger werden.

2. Gastgewerbe und Tourismus: Nach den pandemiebedingten Lockdowns und den damit verbundenen Schließungen haben viele Betriebe im Gastgewerbe und der Tourismusbranche enorme finanzielle Schwierigkeiten. Obwohl sich die Branche teilweise erholt hat, führen weiterhin steigende Betriebskosten, höhere Energiepreise und die Unsicherheit bezüglich zukünftiger Reisebeschränkungen zu einem anhaltenden Insolvenzrisiko. Kleinere und mittelgroße Gastronomiebetriebe sowie Hotels in touristischen Regionen sind hiervon besonders betroffen.

3. Einzelhandel: Der Einzelhandel steht unter der Last von Inflation, veränderten Konsumgewohnheiten und dem zunehmenden Wettbewerbsdruck durch Online-Handel und E-Commerce-Plattformen. Besonders betroffen sind stationäre Einzelhändler, die sich nicht schnell genug an digitale Verkaufsstrategien anpassen konnten. Dies betrifft vor allem kleinere Einzelhandelsunternehmen, die mit steigenden Insolvenzzahlen zu kämpfen haben.

4. Verkehr und Logistik: Die Logistikbranche hat aufgrund steigender Kraftstoffpreise, Lieferengpässen und Transportkosten erhebliche Belastungen erfahren. Auch strukturelle Herausforderungen, wie die Anpassung an neue Umweltauflagen und die Digitalisierung von Lieferketten, setzen den Unternehmen in diesem Sektor zu. Diese Faktoren führen zu finanziellen Engpässen, die bei vielen Unternehmen zur Insolvenzantragspflicht führen. Besonders betroffen sind auch Unternehmen im Bereich Verkehr und Lagerei, die unter den gestiegenen Kosten für Transport und Logistik leiden.

5. Energieintensive Industrien: Sektoren wie die Stahl-, Chemie- und Zementindustrie sind aufgrund der enormen Energiepreise und Rohstoffengpässen besonders betroffen. Die steigenden Produktionskosten und die Herausforderung, wettbewerbsfähige Preismodelle aufrechtzuerhalten, treiben viele Unternehmen an die Grenze ihrer finanziellen Möglichkeiten. Diese Industrien sind anfällig für Firmeninsolvenzen, da hohe Betriebskosten und geringe Gewinnmargen oft das wirtschaftliche Überleben gefährden.

6. Automobilindustrie und Zulieferer: Die Automobilindustrie steht durch die Umstellung auf Elektromobilität und die damit verbundenen Investitionen unter zusätzlichem Druck. Steigende Rohstoffpreise, Lieferengpässe und Produktionsprobleme erschweren den Übergang zu neuen Technologien. Besonders kleine Zulieferer, die nicht die Kapazitäten haben, sich schnell anzupassen, sind häufig von Firmeninsolvenzen betroffen.

7. Mode- und Textilindustrie: Die Mode- und Textilindustrie leidet weiterhin unter den Nachwirkungen der Pandemie, insbesondere bei Unternehmen, die auf stationären Handel angewiesen sind. Zusätzlich wirken sich steigende Rohstoffkosten, veränderte Konsumtrends und Lagerbestände als Belastung aus. Insbesondere kleinere Textilunternehmen sind in dieser Branche von Insolvenzen betroffen.

8. Medien- und Verlagswesen: Das Medien- und Verlagswesen ist im digitalen Wandel stark gefordert. Sinken die Abonnentenzahlen und Werbeeinnahmen, geraten Unternehmen im traditionellen Verlagsgeschäft in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Das digitale Wachstum von Medienunternehmen kann den Rückgang des klassischen Geschäftsmodells nicht immer kompensieren, was zu Insolvenzen führt, besonders in der kleineren und mittleren Unternehmenslandschaft.

Durch die wachsende Belastung von Energiekosten, Rohstoffmangel und Lieferengpässen sowie die geopolitischen Unsicherheiten geraten zahlreiche Sektoren unter zunehmenden Druck. Diese Herausforderungen setzen Unternehmen in vielen Bereichen enorm zu und führen zu einem erhöhten Insolvenzrisiko.

Die Liquidität ist ein weiterer entscheidender Faktor. Der durchschnittliche Liquiditätsbestand in vielen dieser Sektoren liegt bei knapp 30 Tagen. Besonders im Dienstleistungssektor und kleineren Branchen ist die „Reichweite“ der Liquidität oft wesentlich kürzer, was Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten bringen kann, wenn sie unerwartete Ausfälle oder Marktveränderungen erleben.

Angesichts dieser breit gefächerten Risiken ist es für Unternehmen entscheidend, ihr Risikomanagement zu stärken und rechtzeitig auf mögliche Insolvenzen in ihrem Sektor zu reagieren. Zudem können präventive Maßnahmen wie die Nutzung von Firmenüberwachungsdiensten und die kontinuierliche Analyse der Markt- und Finanzdaten helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.

Creditsafe Branchen-Monitor

Der Branchen-Monitor stellt monatsaktuelle Informationen über die wichtigsten Kennzahlen, Trends und Risikoindikatoren in den jeweiligen Branchen bereit. Vom durchschnittlichen Insolvenzrisiko über den Zahlungsverzug und die Liquidität der Branche. 

Doch nicht nur diese Industrien sollten angesichts der aktuellen Lage im Blick behalten werden. Zur Minimierung des unternehmerischen Risikos ist es sinnvoll, viele Informationen über den Markt und seine Teilnehmer jederzeit zur Verfügung zu haben. Creditsafe unterstützt Sie hierbei. Dafür bietet sich z.B. eine automatische Firmenüberwachung an, um frühzeitig über Veränderungen bei Kunden und Lieferanten informiert zu werden.

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Chapter 1

Warum steigen die Firmeninsolvenzen in Deutschland?

1. Nachwirkungen der Pandemie

Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie wirken auch 2025 noch nach und haben die deutsche Wirtschaft nachhaltig geprägt. Während der Pandemie erhielten viele Unternehmen staatliche Hilfen wie das Kurzarbeitergeld und verschiedene Kreditprogramme, die es ihnen ermöglichten, die Krise kurzfristig zu überstehen. Besonders Unternehmen in den Branchen Gastronomie, Einzelhandel und Tourismus profitierten von den Hilfen. Allerdings schufen diese Maßnahmen eine Art „Verzögerungseffekt“, weil sie vielen Unternehmen halfen, sich zu stabilisieren, ohne jedoch die zugrundeliegenden wirtschaftlichen Probleme zu beheben.

Das Auslaufen von staatlichen Unterstützungsmaßnahmen wie dem COVInsAG (COVID-19-Insolvenzaussetzungsgesetzes) hat in vielen Fällen dazu geführt, dass Unternehmen mit nicht behobenen strukturellen Problemen konfrontiert sind. Insbesondere kleinere Unternehmen, die über weniger finanzielle Rücklagen verfügen, kämpfen nun mit der Rückzahlung von Staatshilfen und der Anpassung an eine sich verändernde Marktlandschaft. Es ist davon auszugehen, dass viele dieser Unternehmen ihre Existenz in den nächsten Jahren gefährdet sehen, was zu einem weiteren Anstieg von Firmeninsolvenzen führen wird.

2. Steigende Energiepreise 

Die Energiepreise bleiben ein massives Problem für Unternehmen in Deutschland, vor allem für energieintensive Industrien. Seit dem Ukraine-Krieg und den damit verbundenen geopolitischen Spannungen sind die Preise für Gas und Strom stark angestiegen. Für viele Unternehmen, insbesondere aus den Bereichen Metallverarbeitung, Chemieindustrie und Automobilbau, bedeutet dies eine erhebliche Erhöhung der Produktionskosten.

Die steigenden Energiepreise haben nicht nur die Betriebskosten in die Höhe getrieben, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auf dem internationalen Markt beeinträchtigt. Unternehmen, die nicht in der Lage sind, diese erhöhten Kosten an ihre Kunden weiterzugeben, geraten zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten. Zudem erschwert die Unsicherheit bezüglich der Energieversorgung in den kommenden Jahren eine langfristige Planung und verstärkt die Insolvenzgefahr, insbesondere in kleineren Betrieben.

3. Lieferkettenprobleme und Rohstoffmangel

Die unterbrochenen globalen Lieferketten und der anhaltende Rohstoffmangel sind weitere Faktoren, welche die Resilienz vieler Unternehmen schwächen. Die Pandemie hat gezeigt, wie anfällig die globale Wirtschaft für Unterbrechungen ist, und die geopolitischen Spannungen, die durch den Ukraine-Konflikt verstärkt wurden, haben diese Probleme noch verschärft. Rohstoffe wie Holz, Aluminium und Kupfer sind weiterhin schwer zu beschaffen, was vor allem die Bauindustrie und die Automobilproduktion betrifft. 

Für Unternehmen bedeutet dies nicht nur eine Verzögerung in der Produktion, sondern auch eine Erhöhung der Materialkosten. Der Engpass an wichtigen Bauteilen, wie etwa Mikrochips in der Elektronikindustrie, hat dazu geführt, dass Unternehmen die Produktion in vielen Fällen drosseln oder gar einstellen mussten. Dies wiederum belastet die Liquidität und kann im schlimmsten Fall zur Firmeninsolvenz führen.

4. Steigende Zinsen und Finanzierungskosten

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Anstieg der Zinsen durch die Europäische Zentralbank, die als Reaktion auf die hohe Inflation die Zinssätze erhöht hat. Dies führt dazu, dass Kredite und Finanzierungen für Unternehmen teurer werden. Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die auf Fremdkapital angewiesen sind, haben nun mit höheren Finanzierungskosten zu kämpfen.

Die steigenden Zinsen erschweren es den Unternehmen, ihre Investitionen zu tätigen und ihre bestehenden Verbindlichkeiten zu bedienen. Vor allem Firmen, die bereits in der Vergangenheit Kredite aufgenommen haben, könnten in Liquiditätsprobleme geraten, wenn die Zinslast zu hoch wird und gleichzeitig die Einnahmen stagnieren. Dies führt unweigerlich zu einem höheren Risiko einer Firmeninsolvenz von Einzelunternehmen. 

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Prognosen für 2025: Weitere Firmeninsolvenzen in Aussicht

Die Prognosen für 2025 deuten darauf hin, dass die Zahl der Insolvenzen weiterhin steigen wird. Einige Experten gehen davon aus, dass der Insolvenzanstieg sich bis mindestens 2026 fortsetzen könnte, da die Nachwirkungen der Pandemie, die geostrategischen Unsicherheiten und die hohen Inflationserwartungen die wirtschaftliche Lage auch weiterhin belasten werden.

Ein besonders hohes Insolvenzrisiko besteht für Unternehmen, die in sogenannten „krisenanfälligen“ Sektoren tätig sind, wie etwa der Gastronomie, dem Baugewerbe und dem Einzelhandel. Diese Unternehmen sind aufgrund ihrer hohen Fixkosten und geringen Margen besonders anfällig für finanzielle Engpässe.

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Maßnahmen zur Risikominimierung: Wie Unternehmen ihre Resilienz stärken können

1. Diversifikation und neue Märkte erschließen

In Zeiten von Unsicherheit ist es wichtig, dass Unternehmen ihre Geschäftsmodelle diversifizieren. Das bedeutet nicht nur, in verschiedene Märkte zu expandieren, sondern auch, das Angebot an Produkten und Dienstleistungen zu erweitern, um potenzielle Einnahmequellen zu steigern. Eine geographische Diversifikation, etwa der Schritt in internationale Märkte, kann helfen, das Risiko von Firmeninsolvenzen aufgrund regionaler Wirtschaftskrisen zu verringern.

2. Effizienzsteigerung und Kostenoptimierung

Unternehmen müssen stärker auf Kosteneffizienz achten. Dabei geht es nicht nur darum, überflüssige Ausgaben zu streichen, sondern auch um die Optimierung von Produktionsprozessen und die Einführung von Automatisierungstechnologien. Dies kann nicht nur Kosten senken, sondern auch die Produktivität erhöhen. Mit dem richtigen Fokus auf Lean-Management und Prozessoptimierung können Unternehmen ihre Resilienz gegenüber externen Schocks erhöhen. 

3. Digitale Transformation vorantreiben

Die Digitalisierung spielt eine zentrale Rolle bei der Resilienz von Unternehmen. Sie ermöglicht es, Prozesse effizienter zu gestalten, neue Geschäftsmöglichkeiten zu entdecken und den Betrieb flexibler aufzustellen. Durch den Einsatz moderner Technologien wie Cloud-Lösungen, Künstliche Intelligenz (KI) und Datenanalysen können Unternehmen besser auf Veränderungen im Markt reagieren und ihre Geschäftsabläufe verbessern.

4. Finanzielle Resilienz sichern

Eine solide Finanzplanung und ein effektives Liquiditätsmanagement sind entscheidend, um Krisen zu überstehen. Unternehmen sollten eine detaillierte Cashflow-Prognose erstellen und sicherstellen, dass sie über genügend Rücklagen verfügen, um finanzielle Engpässe zu überwinden. Zudem kann eine regelmäßige Überprüfung der Finanzierungsmöglichkeiten helfen, das Insolvenzrisiko zu minimieren und gegebenenfalls Refinanzierungen vorzunehmen. 

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Fazit: Unternehmen müssen agil und resilient bleiben

Die Herausforderungen, vor denen Unternehmen in Deutschland im Jahr 2025 stehen, sind erheblich. Doch durch vorausschauendes Risikomanagement, Diversifikation und eine konsequente Digitalisierung können Unternehmen ihre Chancen in dieser unsicheren Zeit maximieren. Während die Firmeninsolvenzen in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen werden, haben Unternehmen die Möglichkeit, sich durch innovative und nachhaltige Strategien abzusichern und ihre langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten.

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Hinweise zur Methodik und Statistik

Creditsafe Deutschland legt folgende Daten der Auswertung zugrunde:

  • Untersuchte Unternehmen

Der Fokus des Insolvenz-Monitors liegt auf Insolvenzen aus dem Insolvenzregister, welche sich auf am Handelsregister registrierte Unternehmen beziehen und somit ein amtliches Aktenzeichen aufweisen.

Aufgrund der einheitlichen und transparenten Datenlage ist eine hohe Qualität und Genauigkeit gewährleistet. Dadurch ist es möglich auch kleinere Bewegungen, Trends und Marktsignale abzubilden.

Die Analyse betrachtet eine Grundgesamtheit von über 2 Mio. im Handelsregister gemeldeten Unternehmen. Dabei gilt die Definition des im Handelsregister eingetragenen Kaufmanns nach § 19 HGB.

Die Bewertung der Unternehmensgröße folgt der Einzelnorm nach § 267 HGB. Zum Zweck der vereinfachten Darstellung werden sie in die Segmente "klein" sowie "mittel/groß" gruppiert. Über Unternehmen ohne Finanzzahlen liegen keine Informationen vor, die eine Einordnung gemäß o. g. Definition erlauben.

  • Insolvenzdefinition

Von den möglichen Zeitpunkten in der Phase eines Insolvenzverfahrens wird für die Datenerhebung der Zeitpunkt der Antragstellung verwendet.

  • Klassifikation der Wirtschaftszweige

Die Einteilung der Industriesektoren und Branchen erfolgte nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige des Statistischen Bundesamtes von 2008. Sie dient der einheitlichen Verwendung und Erfassung von wirtschaftlichen Tätigkeiten von Unternehmen zur Erstellung amtlicher Statistiken. Sie berücksichtigt die Vorgaben der statistischen Systematik der Europäischen Gemeinschaft (NACE), die für alle EU-Mitgliedstaaten verpflichtend ist.

 

Hinweis über die Verwendung der Zahlen: Wenn Sie die Insolvenzzahlen im Rahmen einer journalistischen Tätigkeit verwenden möchten, kontaktieren Sie uns gerne.